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AutorenbildGeorg Fröschl

Mitsubishi-Jesus

Ich war bei einer befreundeten Familie eingeladen; wir saßen gerade gemütlich beim Mittagessen, als plötzlich mein Handy vibriert – obwohl ich es normalerweise als unhöflich empfinde, werfe ich diesmal doch einen Blick auf das Display und sehe: „Einsegnungsdienst“. „Sorry, da muss ich abheben!“ Und wirklich, es ist dringend: Man erwartet mich schon verzweifelt am Friedhof zu einem Begräbnis. – Peinlicherweise muss ich diesen Termin irgendwie übersehen haben.

Ich entschuldige mich bei meinen Gastgebern, die leider kein Auto haben, und stürze hektisch zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Kein Zug! Ach! Ich überlege, zu Fuß zu laufen - doch das würde zu lange dauern. So entschließe ich mich zu etwas, was ich noch nie gemacht habe: zum Auto-Stoppen. Viele Wagen fahren einfach vorbei, ich schwitze und bin schon ganz aufgelöst, während ich zu nächsten Haltestelle laufe.

Da bleibt auf einmal ein grüner Mitsubishi stehen, der Fahrer hat blondes längeres Haar, trägt Vollbart und lächelt mir mit ruhigen Augen zu. Keuchend stammle ich mein Anliegen.

Der Mann meint, er sei ohnehin in diese Richtung unterwegs und bittet mich einzusteigen. Dann setzt er mich direkt vor dem Friedhof ab und wünscht mir mit einem ermutigenden Nicken alles Gute.

„Das war der Auferstandene - wie bei den Emmaus-Jüngern!“ schießt es mir durch den Kopf - und innerlich schicke ich ein befreites Danke an Jesus, diesmal für mich als Mitsubishi-Fahrer.

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